Mathias Kneißl


Wer war dieser zu seiner Zeit meist gesuchte Verbrecher des bayrischen Königreichs?

Kneißl, Mathias, 

Katholisch, Ledig, Müller und Schreiner, geboren zu Unterweickertshofen am 12. Mai 1875.

So steht es in seinem Steckbrief aus dem Jahr 1901.


Aber was stand hinter dieser Aussage?

Vor allem ein Mensch, dessen Weg vorgezeichnet war und der trotz einiger Bemühungen nie eine wirkliche Chance hatte. Sein Vater aus dem verschlafenen Sulzemoos heiratete eine Italienerin, was schon reichte um eine Familie auszugrenzen. Der Bruder der Mutter war zudem ein gesuchter Verbrecher, was das Leben zusätzlich erschwerte. Der gemeinsame Gasthof wurde wegen des Vorwurfs der Hehlerei und Wilderei von Amtswegen geschlossen und der Vater kaufte eine Mühle. Dort sollte Mathias und sein älterer Bruder zwangsweise zum Schulunterricht geführt werden. Dabei verletzte sein Bruder eine Gendarmen, worauf er zu lebenslanger Haft verurteilt wurde und bald darauf im Kerker starb. Mathias, der unbeteiligt war, wurde aber ebenfalls ins Zuchthaus gesteckt. Als die jahrelange Strafe verbüßt war, war sein Vater verstorben und seine Mutter weggezogen. Seine Suche nach Arbeit trieb ihn bis in den Chiemgau, aber als herauskam, das er Zuchthäusler war, verlor er immer wieder seine Anstellung. Also kam er zurück in die Heimat und lebte von der Wilderei. Natürlich fahndete man nach ihm und eines Tages wurde er von einem Bauern aus Irschenbrunn verraten. Der Festnahme entzog er sich durch eine wilde Schießerei, dabei tötete er einen Gendarmen und verletzte einen Zweiten schwer. Nun wurde er von der gesamten Bayerischen Polizei gejagt, bis zu 400 Gendarmen wurden auf seine Spur angesetzt. Und hier beginnt die Legende des Räuber Kneißl. Immer wieder, unter Mithilfe der gesamten Bevölkerung, konnte er sich aus schier ausweglosen Situationen befreien.

Selbst im fernen England witzelte man über den kleinen Wilderer, der die gesamte Polizei an der Nase herumführte. Und wieder erst durch Verrat konnte er nach zweijähriger Flucht in Geisenhofen umzingelt werden. 140 Gendarmen lieferten sich einen Tag und eine halbe Nacht einen Schusswechsel, bis Kneißl schwer verwundet überwältigt wurde.

Er selbst wusste schon lange wie sein Leben enden würde, wunderte sich aber nur, dass man ihn von seinen Verletzungen heilte um ihn in Augsburg den Prozess zu machen., Dort gab er, der schmächtige nur 160 cm große Staatsfeind Nr. 1 kleinlaut all seine Freveltaten bereitwillig zu und nahm sein Urteil wortlos entgegen.

Er wurde im Jahre 1902 als Letzer in Bayern mit dem Fallbeil hingerichtet.